Die Skala des Bewusstseins nach David R. Hawkins - Gottesbilder und die Bewusstseinsskala
Laut dem Modell von Hawkins, das er in seinem Buch "Power vs. Force" darstellt hängt das Gottesbild, das ein Mensch hat, eng mit seiner Bewusstseinsebene zusammen. Ein Gottesbild ist auch immer eine Aussage darüber, wie ein Mensch die höchste und mächtigste Kraft der Welt wahrnimmt. Als Folge davon entstehen aus dem Gottesbild eines Menschen auch immer moralische Sätze, nach denen das Leben ausgerichtet wird. So wie ein Mensch denkt oder fühlt, dass Gott ist, so verhält er sich selbst gegenüber anderen Menschen und Göttern.
Das Gottesbild auf den verschiedenen Ebenen des Bewusstseins (von unten nach oben) laut Hawkins ist folgendes:
20 – Scham
Gott wird als Verachtung wahrgenommen. Dies kann entweder introvertiert als Selbsthass gelebt werden, oder extrovertiert als Verachtung gegenüber anderen Menschen, was im Verhalten extreme Unterschiede macht, in der Essenz aber das Gleiche ist.
Religiöse Gruppen mit diesem Gottesbild betonen die Unwürdigkeit und Schlechtigkeit des Menschen. Dies wird oft festgemacht an der körperlichen und insbesondere an der sexuellen Ebene, die mit vielfachen Regulationen, Verboten und Tabus belegt werden.
Natürlich lassen sich die Bedürfnisse des Körpers langfristig nicht unterdrücken und manifestieren sich in Fantasien, Pornokonsum oder sexueller Gewalt, was wiederum als Bestätigung für die Schlechtigkeit und Verächtlichkeit des Menschen gewertet wird.
30 – Schuld
Auf dieser Ebene wird Gott als rachsüchtig wahrgenommen. Der Mensch ist schuldig allein aufgrund der Tatsache seiner Existenz und verdient Strafe - was eine mögliche (aber nicht die einzige) Interpretation des Begriffs der "Erbsünde" sein kann.
In diesem Bereich bewegen sich religiöse Gruppen, die den Fokus auf den Strafaspekt legen. Hier hin gehört das Bild des strafenden Vater-Gottes, einem brutalen Tyrannen, der aufgrund kleinster Verfehlungen drakonische Strafen verhängt und ganze Völker ausrottet. Hier hin gehören auch Selbstbestrafungen aller Art, selbstverletzendes Verhalten und das Vermeiden von allem, was Spaß und Freude machen könnte, in der Hoffnung, zumindest einen Teil der Schuld abzutragen und durch vorauseilenden Gehorsam Pluspunkte in der göttlichen Buchhaltung zu sammeln.
Diese Rachsucht kann sich auch auf andere Menschen erstrecken und nach dem "Radfahrerprinzip" gelebt werden: nach oben buckeln, nach unten treten. Und das im Namen göttlicher Gerechtigkeit.
50 – Apathie
Gott wird verurteilend wahrgenommen. Der apathische Mensch ist das typische Opfer: das Opfer anderer Menschen, das Opfer der Umstände, und nicht zuletzt hilflos und machtlos Gott ausgeliefert. Widerstand ist zwecklos, so wird er schon gar nicht versucht - das Urteil ist längst gesprochen.
75 – Trauer
Das Gottesbild ist Geringschätzigkeit. Gott ist jener, der einem Menschen für kurze Zeit etwas Gutes, Angenehmes schenkt, und es ihm dann wegnimmt und sich am Schmerz des Menschen erfreut. Das verlorene Paradies wird beweint, ohne das die paradiesischen Aspekte des Lebens im Hier und Jetzt wahrgenommen werden können. Wo auf der Ebene 30 die Schuld des Menschen an der Vertreibung aus dem Paradies betont wird, so wird auf dieser Ebene der Verlust, der nicht verstanden wird und für den es keine annehmbare Erklärung gibt, betrauert.
Quelle: Barbara Seiler